Christoph Bratlewski sieht die Ziellinie nicht. Er erkennt weder das Glitzern der Wasseroberfläche noch die Kurven der Radstrecke. Und doch stellt er sich einer der härtesten sportlichen Herausforderungen überhaupt: dem Triathlon. Schwimmen, Radfahren, Laufen – Disziplinen, die höchste körperliche und mentale Stärke erfordern. Christoph ist 28 Jahre alt, blind – und Triathlet.

Am 22.06.2025 ging er beim Sparda Münster City Triathlon mit der Startnummer 1052 zum zweiten Mal an den Start – und bewältigte die Olympische Distanz, als Vorbereitung auf den Ironman in Duisburg im September. Sein Ziel: nicht einfach nur ankommen, sondern über sich hinauswachsen.

2018 verlor Christoph durch eine Krankheit fast vollständig sein Augenlicht. Was viele aus der Bahn geworfen hätte, wurde für ihn zum Antrieb. Er stellte sich nicht gegen das, was er nicht mehr konnte, sondern kämpfte sich zu dem, was möglich ist – und darüber hinaus. Seither trainiert er regelmäßig beim ASC Triathlon Ahlen, schwimmt, radelt und läuft – mit Leidenschaft, Disziplin und einem starken Partner an seiner Seite: Markus Kaufmann, sein Guide, Freund und sportlicher Begleiter. Gemeinsam bilden sie ein unschlagbares Team. Über eine kurze Schnur sind sie miteinander verbunden – im Wasser, auf der Laufstrecke, auf dem Tandemrad. Markus beschreibt, lenkt, führt – und leiht Christoph damit sein Augenlicht.

Doch was die beiden wirklich verbindet, ist weit mehr als eine gemeinsame Startnummer oder ein selbst entwickelter Trainingsplan. Es ist gegenseitiges Vertrauen. Es ist Freundschaft. Und es ist der unbedingte Wille, Grenzen zu verschieben – für sich selbst und für andere.

Christoph Bratlewski zeigt, dass man kein Augenlicht braucht, um ein Ziel klar vor sich zu sehen. Man braucht Mut. Und jemanden, der an einen glaubt.

Text: MSA
Foto: Andre Fischer