Im Winter keine 50-Meter-Bahn, im Verein kein Platz für neue Kinder, beim Ehrenamt immer weniger Freiwillige – im Münsteraner Sport läuft nicht alles rund. Georg Lunemann, OB-Kandidat 2025, will das ändern. Im Gespräch mit Münster aktiv erklärt er, was er besser machen will – und warum der Sport für ihn mehr ist als Freizeitbeschäftigung.
Münster aktiv: Herr Lunemann, schön, dass es trotz meiner Verletzung heute geklappt hat – auch wenn wir nur digital sprechen können. Eine Wespe hat mich gestochen und mein Fuß passt gerade in keinen Schuh mehr – das ist leider recht schmerzhaft. Aber mein Kopf funktioniert, also kriegen wir das hin.
Münster aktiv: Herr Lunemann, warum wollen Sie Oberbürgermeister von Münster werden?
Georg Lunemann: Ich habe in meinem Beruf als Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe viel mit Menschen zu tun – auch im direkten Austausch. Ich erkläre gerne komplexe Dinge so, dass man sie versteht. Insbesondere seit meiner Zeit als Stadtkämmerer in Gelsenkirchen macht es mir große Freude, an einer demokratischen Stadtgesellschaft mitzuarbeiten, Menschen einzubinden, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Und nachdem mich viele angesprochen haben, war für mich irgendwann klar: Ich will noch einmal ganz bewusst in die kommunale Verantwortung zurück – in der Stadt, in der ich seit vielen Jahren lebe, um die Herausforderungen der nächsten Jahre gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürger zu meistern. Münster ist für mich Heimat.
Münster aktiv: Sport spielt in Münster eine große Rolle. Viele Schwimmer hoffen seit Jahren auf eine 50-Meter-Bahn auch im Winter. Wäre das ein Thema für Sie?
Georg Lunemann: Ja, das Thema kenne ich. Ich wohne fußläufig zu einer Wasserfläche – die Situation in Münster ist grundsätzlich nicht schlecht. Aber für den Leistungssport ist es bitter, dass es im Winter keine 50-Meter-Bahn gibt. Es gab ja die Idee, im Coburg-Freibad eine Traglufthalle aufzubauen, um das Becken ganzjährig zu nutzen – das wurde aus ökologischen Gründen abgelehnt. Ich verstehe aber die Schwimmszene gut und würde das Thema im Rathaus aufgreifen – denn es braucht stabile Trainingsmöglichkeiten.
Münster aktiv: Man merkt: Sie sind dem Sport persönlich sehr verbunden.
Georg Lunemann: Absolut. Ich war früher selbst Schwimmer und bin heute leidenschaftlicher Läufer – der tägliche Weg ins Büro aufs Rad gehört für mich einfach dazu. Ob ich dieses Jahr an einer Marathon-Staffel teilnehme, weiß ich noch nicht – aber ich finde es großartig, dass Münster solche sportlichen Angebote macht, die auch inklusiv gedacht sind. Das ist wichtig: Sport als verbindendes Element – für alle.
Münster aktiv: Ein weiteres Thema ist der Sparkassen Münsterland Giro. Großartig organisiert – aber immer wieder steht das VIP-Zelt in der Kritik: zu teuer, nicht nachhaltig. Wäre eine abgespeckte Version denkbar – zumal die Kassen in Münster leer sind?
Georg Lunemann: Ich verstehe den Punkt und ja, man kann darüber nachdenken, das Format zu verschlanken. Allerdings sind solche VIP-Zonen auch Orte für Gespräche mit Sponsoren. Viele Veranstaltungen sind heute ohne diese Kontakte nicht mehr finanzierbar. Vielleicht kann man kreative Alternativen finden – etwa eine Art „Wertschätzungsbox“, bei der Gäste ihren freiwilligen Beitrag zum VIP-Zelt leisten und selbst festlegen, davon könnte man zum Beispiel das Thema Sport und Inklusion stärken.
Münster aktiv: Wie sieht es hier mit Nachhaltigkeit aus?
Georg Luneman: Richtig, auch hier müssen wir umdenken. Warum nicht einen Anreiz für nachhaltige Anreise schaffen – etwa 5 Euro Rabatt für alle, die mit Bus, Bahn oder Fahrrad kommen? Das wäre ein starkes Zeichen.
Münster aktiv: Viele Vereine leiden unter Nachwuchsmangel im Ehrenamt. Was ist Ihre Strategie zur Stärkung des Ehrenamts?
Georg Lunemann: In meinem Ehrenamt als Vorsitzender des Westfälischen Heimatbundes (WHB) arbeiten wir mit sehr vielen Ehrenamtlichen – da gibt es große Hürden: Datenschutz, Urheberrecht, Steuerfragen. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass wir in Münster und darüber hinaus die bürokratischen Anforderungen für Ehrenamtliche reduzieren. Außerdem müssen wir die kommunalen Freiwilligenagenturen stärken. Und nicht zuletzt: In den nächsten zehn Jahren gehen 20 bis 30 % der Beschäftigten in den Ruhestand – darin liegt auch eine Chance für das Ehrenamt.
Georg Lunemann: Ich möchte, dass jedes Kind, das sich sportlich betätigen will, einen Platz in einem Verein findet. Die Stadt hat die Aufgabe, dafür die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen – sowohl bei der Infrastruktur als auch bei der Förderung. Sport ist ein verbindender Kitt für unsere Gesellschaft.
Münster aktiv: In einem Ihrer ersten Statements zur Kandidatur haben Sie gesagt: „Ich will niemanden im Abseits lassen.“ Was bedeutet das für Sie konkret?
Georg Lunemann: Das ist mir wirklich ein Anliegen. Es gibt auch in Münster Menschen, die am Rande stehen – Obdachlose, Einsame, pflegende Angehörige, Menschen mit Behinderungen. Viele sehen das gar nicht, weil Münster auf den ersten Blick so wohlhabend wirkt. Aber diese Menschen brauchen Sichtbarkeit – und Unterstützung. Ich erlebe das auch durch meine Arbeit im LWL, der viele Kliniken betreibt. Wir müssen diesen Menschen helfen, wieder ins Leben zurückzufinden – mit konkreten Maßnahmen zum Beispiel im Sport und mit Respekt.
Münster aktiv: Es wirkt manchmal so, als würden Bereiche wie Schule, Sport und Kultur gegeneinander ausgespielt. Wie sehen Sie das?
Georg Lunemann: Das darf nicht passieren. Natürlich ist Geld endlich. Aber ich will dafür sorgen, dass wir klarere Prioritäten setzen. Es gibt Dinge, die wir gesetzlich nicht leisten müssten, die wir uns aber gönnen. Da müssen wir genau hinschauen. Was aber auf keinen Fall gekürzt werden darf, sind Bereiche, die Menschen zusammenführen und für Gemeinschaft sorgen – und dazu gehört für mich in besonderer Weise der Sport.
Münster aktiv: Ein drängendes Thema ist der Wohnungsmarkt. Welche Ideen haben Sie hier? Ich kenne das aus eigener Erfahrung – ich habe zwei Jahre lang in Münster nach etwas mit Garten gesucht, nichts gefunden, und wohne jetzt in Billerbeck.
Georg Lunemann: Das ist kein Einzelfall. Junge Familien verlassen die Stadt – und das ist gefährlich. Wir müssen wieder Perspektiven schaffen. Dafür brauchen wir mehr Wohnraum, weniger unnötige Baukosten, neue Ideen für innerstädtisches Bauen. Denn wenn junge Menschen wegziehen, verlieren wir auf lange Sicht die Zukunft dieser Stadt.