Der jährliche Scholl.Tag am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Münster stand in diesem Jahr ganz im Zeichen von „Inklusion“. In der Turnhalle hatte Lehrerin Janina Kuhlmann dazu sportliche Übungen vorbereitet, die das große Schlagwort Inklusion ganz einfach erfahrbar machten. Schüler*innen der Geschwister-Scholl-Gymnasiums und Gäste der Papst-Johannes-Schule, selbst Förderschule, konnten an verschiedenen Stationen ausprobieren, wie diese viel beschworene Inklusion eigentlich genau funktioniert.
„Früher dachte ich immer: ,na ja, Inklusion, das ist schon wichtig‘“, erklärt Kuhlmann den Schüler*innen, „aber erst in den letzten Jahren habe ich wirklich verstanden, wie viele Barrieren es überall im Alltag gibt und wie wichtig es ist, das auf dem Schirm zu haben“. Kuhlmann sei „aus Zufall reingerutscht“ in eine Trainertätigkeit einer inklusiven Handballmannschaft und habe – zum Beispiel durch den Kontakt mit Sportler*innen im Rollstuhl – immer mehr den Blick dafür entwickelt, wie wenig inklusiv das Leben für Menschen mit Beeinträchtigung oft ist.
Statt eines pessimistischen Blicks auf das Thema und den Fokus auf das, was noch nicht funktioniert in Sachen Inklusion, soll es an diesem Vormittag um das spielerische Ausprobieren miteinander gehen. Wenn wir eine Gruppe sind, und manche im Team mit Einschränkungen zu tun haben, andere nicht: ändert das etwas? Das sollen die Schüler*innen jetzt im Praxistest ausprobieren.
Inklusion gemeinsam erleben
Dazu teilen sich die Schüler*innen in zwei Gruppen auf: die eine Hälfte versucht sich zunächst am „Gefängnisausbruch“. Dabei ist es die Aufgabe, eine Mauer aus Matten und Turngeräten zu überwinden, ohne sich dabei von den strengen „Wächtern“ erwischt zu lassen. Wie aber gelingt der möglichst reibungslose Ausbruch in der Gruppe, wenn sich ein Teilnehmer zum Beispiel nur auf einem Bein oder vielleicht gar nicht bewegen kann? Schnell kommen die Schüler*innen zu kreativen Lösungen, sprechen sich ab, helfen einander über den Berg aus Matten.
An der nächsten Station gilt es, sich paarweise durch einen Parcours zu lotsen – wobei einer von zweien die Augen verbunden hat. Im ersten Durchgang darf noch mit Sprache und Berührung geholfen werden, in der zweiten Runde dann schon nur noch mit Worten („Achtung, jetzt musst Du das Bein gleich ganz hoch nehmen!“), in der dritten Runde dann wortlos, nur durch Gesten. Und wie hat das so geklappt? „Richtig gut eigentlich“, sind sich die Schüler*innen einig, „man muss sich aber echt konzentrieren und an alles denken, damit dem anderen nichts passiert“.
Mitdenken, einander im Blick behalten, gemeinsam neue Wege finden: diese vermeintlich so große gesellschaftliche Aufgabe ist hier im sportlichen Spiel ganz praktisch gelungen.
Text + Bild: Münster aktiv